München und seine Dirigenten
Harald Eggebrecht schreibt 2015 in der Süddeutschen Zeitung:
Der Maestro aber, den nahezu alle Münchner kennen, auch wenn sie noch nie im Konzert waren, ist Sergiu Celibidache, der die Philharmoniker siebzehn Jahre bis zu seinem Tode 1996 als Generalmusikdirektor leitete. Er verkörperte den monumentalen Patriarchen, der sich um alles kümmert, ebenso wie den Star und den Orchester- und Musikerzieher. Zahllose alte und junge Münchner haben seine offenen Proben kostenlos besucht, haben gestaunt, wie intensiv beim Musikmachen gearbeitet wird. Was unter Rudolf Kempe begann, das setzte "Celi" nicht nur fort, er schuf unerbittlich ein "Weltorchester", wie er es versprochen hatte. Er war erratisch, schwierig und zugleich wirklich Münchens Musikdirektor. Lorin Maazel hat einmal mit Spaß und Bewunderung gesagt, der Schatten "Celis" werde noch fünfzig Jahre über der Stadt liegen. Das haben seine Nachfolger James Levine und Christian Thielemann wohl gespürt. Und auch der neue Chef, das an diesem Donnerstag seine Premiere gebende Kraftpaket Valery Gergiev, wird es, vor allem bei den Symphonien Anton Bruckners, mit "Celis" mächtigem Schatten zu tun bekommen. Mit seinem cholerischen Temperament, seinem Charisma, seinem Eigensinn und seiner südlichen Grandezza passte Celibidache nach München wie kein Zweiter.
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